Kleine Wohnzimmer-Liturgie


Die folgenden Hinweise hat Dennis Sindermann erstellt, Pfarrer in Braunschweig
Ein Gottesdienst zu Hause? Ohne Gemeinde? Nur Familie oder nur ich allein? Geht das?
Sicher. Wenn du das Bedürfnis hast zu beten und nicht weißt wie, eine kleine Andacht zu halten wäre mit Freunden, dem Partner, der Familie oder allein, gibt es hier eine kleine „Wohnzimmer-Liturgie“. Sieht länger aus, als sie ist!
Vorbereitung:
Kerze, Streichholz, vielleicht eine Bibel, eine schöne Musik, ein Buch mit guten Gedanken.
Ankommen:
Such einen Ort, wo du dich wohlfühlst und du diese Andacht für dich, für euch halten willst.
Komm zur Ruhe und nimm dir Zeit. Telefon, Fernseher, Radio haben jetzt Sendepause.
Kerze:
Stell eine Kerze vor dich hin oder in eure Mitte. Reiß ein Streichholz an (Feuerzeug geht auch, riecht aber nicht so schön).
Atem: Schau die Kerze an und atme ganz bewusst ein und aus. Spüre deinen Atem in deinem Körper. Wie sich dein Brustkorb hebt und senkt. Atme ein paar Mal ganz bewusst ein und aus. Das Ausatmen kannst du mit einem mmmh-Laut machen. Du summst dich damit ruhig. (Je öfter du das machst, desto schöner wird es. Am Anfang fühlt es sich komisch an und funktioniert nur kurz – das ändert sich.)
Worte:
„Ich bin hier Gott. Du bist hier. Höre mich. Spüre mich. Öffne mein Herz für dich. Amen.“
Diese Worte kannst du gut wiederholen. So oft es sich gut anfühlt. Das wird sich verändern.
Summe, singe, mach Musik:
Vielleicht hast du Lust ein Lied anzustimmen: Vom Aufgang der Sonne, Laudato si, Lobe den Herren. Vielleicht auch eher „Dancing Queen“ von Abba oder ein Schlager. Mit Musik kannst du Gott loben. Und wenn du meinst: Das Lied passt nicht, egal: Gott weiß, wie du es meinst! Trau dich!
Und wenn du keine Lust hast – höre dir ein Musikstück an, ein Lied oder eine Klaviersonate, darauf kommt es nicht an.
Zur Not kannst du die Musik auch weglassen.
Gedanken von außen:
Sie könnten an dieser Stelle eine Videoandacht hören oder eine Predigt aus dem Internet vorlesen.
Wer möchte, kann sich die Bibel nehmen und darin lesen oder ihr kommt ins Gespräch über einen Text.
Hilfe bietet z.B. ein Bibelleseplan wie ihr ihn bei der Deutschen Bibelgesellschaft findet. Dort gibt es auch weitere Anregungen für eine regelmäßige Lektüre der Bibel.
Auch die täglichen Losungen bieten Anhalt zum Innehalten.
Gebet
Ein Gebet zu sprechen ist viel einfach als du denkst:
Gott, in deine Hände lege ich, was mich fesselt und lähmt…
Gott, vor deine Füße lege ich alles, was mir zu schwer ist…
Gott, dir ans Herz lege ich, Menschen die ich liebe…
Gott, von dir nehme ich dankbar, was mich froh macht …
(Danke an Matthias Rost für die Idee dazu.) Du kannst zwischen den Sätzen in der Stille an Konkretes denken oder es aussprechen, Namen, Ereignisse, Sorgen, Ängste, Freuden.
Stille: Ruhe tut gut. Nach dem Gebet bleib einfach ruhig sitzen. Atme ein und aus. Höre auf die Stille. Eventuell geht das am Anfang nur ein paar Sekunden. Kein Problem. Du musst dich daran gewöhnen, dass das schön ist. Immer daran denken: alles, was du tust soll sich irgendwie gut anfühlen. (Auch wenn es sich komisch anfühlt, merke: Komisch aber irgendwie schön ist super; komisch und unangenehm ist blöd. Ändere was, finde deine Art.)
Vaterunser:
Sprich das Gebet, das uns Christen verbindet und das Jesus selbst uns beigebracht hat:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit,
in Ewigkeit. Amen
Segen:
Es segne und es behüte mich/uns Gott, Lebendige Kraft, Ewiges Licht, Liebe. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen
Du kannst dich gut und gerne mit dem Kreuzzeichen segnen: Stirn (Vater) – Herz (Sohn) – Schulterhöhe von links nach rechts (Heiliger Geist). Denn das ist das große Lebens-Plus (+) über deinem Leben.
Abschluss:
Atme noch einmal bewusst ein und aus. Lösche die Kerze. Geh gesegnet in den Alltag.